Es gibt Kirchen auf dieser Welt, die sind einfach wunderschön. Eine von ihnen ist der Veitsdom in Prag. Während meines Studiums der Kunstgeschichte habe ich schon etliche Kirchen und Klöster besichtigt, aber fast keiner dieser Orte hat mich so sehr fasziniert wie die ehemalig Krönungskirche der böhmischen Könige in der tschechischen Hauptstadt. (Einzige Ausnahme, die Kirche Sainte-Chapelle in Paris). Diese Architektur lässt mein Herz höher schlagen!
Hoch auf der Prager Burg ragt die gotische Kathedrale empor. Charakteristisch für den Stil der Zeit ist die Doppelturmfassade mit der Fensterrosette in der Mitte. So beeindruckend die Gotik heute auf die Kirchenbesucher wirkt, einen solchen Eindruck konnte er nicht immer beim Betrachter schinden. Dieser Kunststil, der übrigens seinen Ursprung im 12. Jahrhundert in der Île-de-France hat, fand in der Renaissance wenig Anerkennung. Zumindest was Giorgio Vasari betraf. Er gilt als der erste Kunsthistoriker der Geschichte, verfasste seine berühmten Vita (Künstlerbiografien) und war der Namensgeber für die Gotik. Den Stil dieser Zeit bezeichnete er schlichtweg als „gotico“ – also hässlich!
Aber jetzt zurück zur Kathedrale: Gebaut wurde der Veitsdom vor über 670 Jahren unter Karl IV. vom französischen Architekten Matthias von Arras und später vom deutschen Baumeister Peter Parler. Im Dom selbst befinden sich nicht nur zahlreiche Gräber der Kaiser und Könige, sondern auch das Grab des Heiligen Johannes Nepomuk. Selbstverständlich durften auch heilige Gebeine nicht fehlen, die andächtig verehrt wurden und werden. Im Veitsdom befanden sich unteranderem Reliquien wie das Haupt des Hl. Veit, ein Splitter Vom Kreuz Jesu, das Tischtuch des Heiligen Abendmahls, ein Kleid der Jungfrau Maria, sowie der Stab Mose.
Bis auf ein paar Wandmalereien, Wappen und Inschriftentafeln sind die Wände der Kirche recht kahl. So sah es aber nicht immer aus: Eine Darstellung von 1836 zeigt die prächtigen Aufbauten und Verkleidungen, die anlässlich der Krönig König Ferdinands V. angebracht wurden: Die Pfeiler wurden mit roten Stoffbahnen umhüllt, ein Baldachin aufgehängt und der Hochaltar von einem mit roten Stoff besetzten Aufbau hinterfangen.
Das ist heute natürlich nicht mehr zu sehen, dafür versetzte mich der Lichteinfall im Langhaus ins Staunen: Aufgrund der gewaltigen Maßwerkfenster wird der ganze Raum von Licht durchflutet! Insbesondere das Licht der bunten Glasfenster tanzt an den Wänden entlang – einfach magisch! Wenn ihr in Prag seid, dann lohnt es sich definitiv den Veitsdom zu besichtigen. Ein kleiner Tipp vorweg: Macht euch schlau, wann Messen im Dom stattfinden, denn zu diesen Zeiten ist der Bau für Besucher geschlossen.
Ein Gedanke zu „Einfach magisch – Der Veitsdom in Prag“