Der Boden vibriert, die Lichter flimmern. Ich bin auf dem Weg zur Stroke, einer Kunstmesse, die vornehmlich mit Urban Art und Graphic Design die Kunstszene aufmischt. Dieses Jahr findet sie vom 4.10.-8.10. im Werksviertel, genauer gesagt in der Zündapp-Halle, statt. Die Location ist neu und ich muss sagen, es gefällt mir viel besser. Die große Halle, deren Wände Graffitis und freiliegende Rohre schmücken, steht im starken Kontrast zu Hochglanzausstellungen alter Meister.
Hier ist die Kunstszene jung und neu. Viele Ideen sind frisch, ein paar lehnen sich an bereits Dagewesenes an, wie zum Beispiel „Old Masters“ von Sylvia Makros & Nina Athanaisou. Besonders beeindruckend fand ich die Neuauflage von Klimts Judith. Wie kann man dieser Femme fatale nicht zu Füßen liegen? Ihr männerzerstörender Blick bannt den Besucher.
Dieses Gemälde ist aber eher die Ausnahme. Die meisten Kunstwerke stehen im Zeitgeist unserer Gesellschaft. Wie zum Beispiel die architektonischen Wolkenkratzerporträts von Alexander Rosol. Er arbeitet mit Acrylglasplatten, die verschieden bedruckt sind und hintereinander stehen. Die einzelnen Platten ergeben dann zusammen ein Bild, das ist einem Lichtkasten von hinten beleuchtet wird.
Eine Künstlerin, die mir außerordentlich gefiel, war Dilara Aygün. Die Türkin arbeitet mit fluoreszierenden Farben. Man betritt ihre „Dark Cube“ durch einen Vorhang knallbunter geflochtener Stoffstreifen. Im Inneren fliegen Vögel durch den Raum. Ein abgetrennter Flügel, nach Albrecht Dürer, prangt in Neonfarben an der rechten Seite.
Klaus Neumann spielt in seinen Fotografien mit perspektivischen Illusionen. Dafür verwendet er winzig kleine Figuren, die er an den ungewöhnlichsten Orten platziert. Die Bootsfahrer hier sitzen zum Beispiel auf dem Rücken eines Schafes. Die Wolle sieht aus wie aufgeschäumte Wellen. Sein Stand macht richtig Spaß. Die Bilder bestehen immer aus einem großen Foto und einem „Auflösungsfoto“, auf dem man das ursprüngliche Setting sieht. Übrigens, auf der Stroke sind die Künstler persönlich da und freuen sich, wenn ihr Fragen habt! Also keine Berührungsängste haben und sich einfach mit den Leuten unterhalten. 😉
Dieses Bild ist übrigens nicht gemalt. Es ist gestickt! Jawohl, ihr habt richtig gelesen. Diese fotorealistische Stickerei stammt von Monika Thiele:
Nach dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ wollte ich euch noch eine Arbeit eines Künstlerkollektivs zeigen, das gemeinsam einen Raum auf der Stroke bespielt. Der Bass brummt schon beim Betreten des Raums, der in blau-pinkes Licht getaucht ist. In der Mitte dreht sich eine gewaltige Gerüstkugel. An der Rückwand läuft eine Videoinstallation. Beim Eintreten müsst ihr auch auf den Boden achten. Die Schatten der Kugel sind dort nämlich abgeklebt. Ein Gesamtkunstwerk!