Vicenza – authentisches Italien

Es ist heiß. Die Touristenmassen verstopfen die Autobahnen auf dem Weg nach Italien. Aber es gibt eine kleine Stadt in Norditalien, die ganz unentdeckt bleibt. Wie ein kleiner Schatz, von dem die Wenigsten bisher gehört haben. Dabei ist diese Stadt von einem der bedeutendsten Architekten Italiens geprägt – Andrea Palladio. Sogar die Hauptstraße der kleinen Stadt trägt seinen Namen: Corso Palladio. Es handelt sich um Vicenza, dem kleinen Städtchen in der Nähe von Padua und nur 45 min mit dem Zug von Venedig entfernt, wo sich die Menschen –im Gegensatz zu Vicenza– von A nach B über den Markusplatz schieben.

Vicenza
Der Hauptplatz in Vicenza – überall Cafés

Andrea Palladio – wenn ein Architekt das Stadtbild prägt

Andrea Palladio wirkte und starb 1580 in Vicenza. Nach ihm ist sogar eine eigene Stilrichtung, der Palladianismus benannt, die sich durch klare antikisierende Bauformen auszeichnet und der Verwendung von Klassischem, wie etwa Tempelfronten und Kolossalordnungen. Diese Trend führte sogar bis nach England, wo im 17. Jh. Landhäuser nach dem Vorbild der palladianischen Idee gebaut wurden. Mit seinen „Quattro libri dell’architettura“ (Vier Bücher über die Architektur), die 1570 in Venedig erschienen wurde Andrea Palladio neben Leon Battista Alberti zum einflussreichsten Architekturtheoretiker der frühen Neuzeit und setzte neue Maßstäbe. Palladio baute zahlreiche Villen und bekam auch etliche öffentliche Aufträge. Die Basilica Palladiana (der Justizpalast mit Ratssaal) ist eines davon und prägt das Stadtbild bis heute. Sie steht auf dem Hauptplatz in Vicenza und lässt jeden Besucher erstaunen, der auf den Platz tritt. Das UNESCO-Weltkulturerbe bestand ursprünglich aus zwei gotischen Palästen, die im 15. Jh. verbunden wurden. Der Bau sollte ein neues Gesicht bekommen, dafür wurde Tomasso Formenton beauftragt. Sein Bau stürzte allerdings ein und einige Jahre später erhielt Palladio den Auftrag zur Neugestaltung.

Basilica Palladina
Der Platz vor der Basilica Palladina
Basilica Palladina
Das hellblaue Dach hat Wiedererkennungswert

Basilica Palladina

Basilica Palladina
Gegenüber der Basilica Palladina

Die Villa „La Rotonda“

Der gefragteste Architekt der Vicenza High Society im 16. Jh. ist aber vor allem für ein Bauwerk weltweit bekannt: Die Villa La Rotonda, die etwas außerhalb der Stadt auf einem malerischen Hügel liegt. Diese Villa war das Vorbild für Palladios Gesamtwerk: Der Grundriss zeigt ein Quadrat, das in die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet ist. Zu jeder Seite befindet sich eine Freitreppe, die zu einem Tempelvorbau führt. Herzstück des Bauwerks ist ein zentraler, überkuppelter Rundsaal. Um diesen herum sind die einzelnen Räume angeordnet. Lange hegte Andrea Palladio die Idee einer „Tempelvilla“, die er in diesem Bau endlich umsetzen konnte. Wie er in seinen „Quattro libri dell’architettura“ beschreibt, sollen die Gebäude so entworfen werden, dass die Räume die Lichtlage und den Anblick der umgebenden Landschaft bestens ausnutzen, wobei sie für die Bewohner leicht zugänglich sein sollen. Zur Villa führt eine von Rosen gesäumte Auffahrt. Wenn ihr die Villa besuchen möchtet, dann müsst ihr einfach die Buslinie 8 vom Bahnhof in Vicenza Richtung DEBBA/LUMIGNANO nehmen (ca. 12 min.) und an der Haltestelle CAMPEDELLO aussteigen (ACHTUNG! Der Busfahrer sagt die Haltestellen nicht an! Am besten ihm Bescheid geben, dass man zu der Villa La Rotonda möchte).

Gleich in der Nähe liegt die Villa Valmarana ai Nani (zu den Zwergen), die meine ganz persönliche Lieblingsvilla ist. Wie ihr dort hinkommt, und was das Märchen um eine Prinzessin damit zu tun hat, verrate ich euch in meinem nächsten Blogpost. 😉 Stay tuned!

Villa La Rotonda
Der Eingang zur Villa „La Rotonda“, liegt in einer unscheinbaren Seitenstraße
Villa La Rotonda
Die Auffahrt zur Villa „La Rotonda“
Villa La Rotonda
Direkt neben der Villa befinden sich malerische Weinberge
Villa La Rotonda
Villa La Rotonda
Villa La Rotonda
Wer im Mai kommt findet hinter der Villa einen Rosenbogen
Villa La Rotonda
Villa La Rotonda
Villa La Rotonda
Villa La Rotonda

Der Garten
Villa La Rotonda
Die Auffahrt von der Villa „La Rotonda“ aus gesehen

Die Innenstadt von Vicenza

Vicenza ist aber nicht nur eine Stadt, die mein Kunsthistoriker-Herz höher schlagen lässt. Nein, sie ist auch eine Stadt für die Seele.
An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken – kleine Balkone, enge Gässchen, und immer wieder Arkadengänge. Zudem ist das Licht einfach anders. Die Häuser strahlen einem in warmen Sepiatönen entgegen. Die Orientung in der Stadt ist einfach: Es gibt nur wenige Straßen, die in einem halbwegs geraden Straßenraster verlaufen. Man kann sich einfach treiben lassen! Selbst zur Hauptreisezeit am Wochenende ist kaum etwas los auf den Straßen. In der Hauptstraße (Corso Palladio) befinden sich viele kleine Geschäfte (besonders viele Schuhgeschäfte! :D) mit hochwertigen italienischen Schuhen zu günstigen Preisen (10-35€ im Sale im August). Da die Stadt so nah an Padua, Verona und Venedig liegt, ist sie als „Base“ für Tagesausflüge bestens geeignet. 3x in der Stunde fahren die Züge in diese Städte und der Preis ist wirklich in Ordnung (Vicenza-Venedig 6,40€ mit dem Expresszug 45min.). Auch übernachten ist deutlich günstiger, als in den anderen Städten. Airbnbs bekommt man für 50€ die Nacht (für 2 Personen in der Hauptsaison!). In der Stadt selbst kann man alles zu Fuß erreichen und auch Essen & Trinken ist günstig! Der Aperol Spritz hinter der Basilica in einer belebten Gegend kostet nur 3,50€. Das freut den studentischen Geldbeutel!
Vicenza ist von einem Zauber umgeben. Im Nullkommanichts ist man in Italien. Im richtigen Italien.

Vicenza
Vicenza
Giardini Salvi
Vor den Toren der Altstadt befindet sich ein verwunschener Park: Giardini Salvi

Venchi Vicenza
Mit einem Eis bei Venchi kann man nichts falsch machen. Meine Empfehlung: Die Waffel mit Schokolade füllen lassen!

Vicenza

Vicenza

Vicenza

Vicenza

Vicenza

Hortensien

Vicenza

Vicenza

Vicenza

Vicenza

Vicenza

*Transparenz: Alle Fotos habe ich mit der Canon EOS M10 gemacht, die mir von Canon für die Reise zur Verfügung gestellt wurde. 

Ein Gedanke zu „Vicenza – authentisches Italien

  1. Vicenza ist eine charmante Stadt in der Region Venetien mit Venedig und Verona. Und wenn der erste für seinen Karneval berühmt ist, Verona als Stadt der Liebe und Romantik bekannt ist, ist Vicenza vor allem als Industriezentrum (Schmuck, technische Erzeugnisse und Textilien) bekannt. Zweitens ist die Stadt dank Andrea Palladio beliebt, der einen großen Beitrag zur Architektur der Stadt geleistet hat. Wenn man von der lokalen Bevölkerung spricht, lohnt es sich, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zu beachten. Die Menschen lächeln und laden jeden mit ihrer positiven Energie auf. Gleichzeitig zeichnen sie sich durch Zurückhaltung, Höflichkeit und Taktgefühl aus.

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