Endlich Master!

Eigentlich ist es ja schon drei Wochen her. Drei Wochen seitdem ich mich endlich Master nennen darf und irgendwie fühlt es sich an, als ob sich nichts verändert hat, oder doch alles? Spulen wir mal zum Anfang zurück…

Dass ich nach München ziehen wollte, war für mich schon sehr früh klar. Schon mit 16. Damals besuchte ich nämlich zum ersten Mal die Stadt und ich fühlte mich gleich wohl. Die Kultur war ähnlich wie in Österreich, die Leute sehr freundlich und die Stadt einfach wunderschön. Kurzum – ich fand die Stadt sympathisch. Ich kann mich noch genau erinnern, als ich in meinem Maturakurs in Kunst saß und meine Lehrerin uns fragte, was wir denn studieren wollen. Auf meine Antwort „Kunstgeschichte“ – entgegnete sie erst einmal in zynischem Ton: „Da kannst du ja gleich Taxi fahren.“ Das von der Kunstlehrerin zu hören, versetzte mir einen leichten Dämpfer, aber wenn ich von einer Sache überzeugt bin, dann ziehe ich sie auch durch! Trotz dieser Worte fasste ich den Entschluss Kunstgeschichte zu studieren und ich wusste auch gleich wo – natürlich in München. Am Weißwurstäquator ist die Welt in Ordnung, denn es gibt viele Galerien, Auktionshäuser, Museen, Kunstversicherungen, Verlagshäuser und eine gigantische Bibliothek nur für Kunstgeschichte. Zudem rangierte die LMU auch unter den Top 30 Unis weltweit im Bereich der Geisteswissenschaften laut Times Higher Education. Ich hatte nur ein Problem – ich hatte kein Geld. Wirklich gar kein Geld. Also kam ich mit einem Koffer und 150€ in der Tasche in die teuerste Stadt Deutschlands. Mein Glück war, dass ich eine Zeit lang bei Freunden unterkommen konnte, sonst hätte ich es wahrscheinlich wirklich nicht geschafft. Ich habe mir sogar schon ausgemalt irgendwo zu zelten. Anfangs bewarb ich mich auch für das Programm „Wohnen gegen Hilfe“, bei dem Studenten kostenlos wohnen können, wenn sie dem Mieter helfen (zb. Babysitten, oder alten Leuten Arbeiten abnehmen). Angekommen in der Stadt hieß es gleich mal: Finde einen Job. Also schrieb ich meinen Lebenslauf, auf dem nicht mehr drauf stand als meine Schule und einem kurzen Motivationsschreiben. Damit lief ich dann durch die Innenstadt und suchte in Schaufenstern nach Ausschreibungen für Aushilfen. Ich fand eine in den Fünf Höfen bei Riedel Glas für 360€ im Monat. Zusammen mit dem Kindergeld hatte ich also 580€ zum leben. Für München ganz schön wenig, aber irgendwie schaffte ich es mit dem Geld hauszuhalten. Riedel musste allerdings den Laden nach ein paar Monaten schließen, ich war damals todtraurig, denn ich mochte meine Kollegen und wusste auch nicht, wo ich den nächsten Job herkriegen sollte. Rückblickend war es aber das Beste, was mir passieren konnte, sonst hätte ich mich wahrscheinlich nicht aus meinem Nest bewegt. Anschließend arbeitete ich nur noch im kunsthistorischen Bereich – am Museum, im Archiv, bei der Bayerischen Schlösserverwaltung und bei mehreren Forschungsprojekten, die von der DFG gefördert werden. Die Ansage „Da kannst du doch gleich Taxi fahren.“ erwies sich also als vollkommen falsch. Wenn man ohne Geld und ohne Hilfe alleine auskommen muss, dann lernt man eines sehr schnell: Kämpfen.

Was ich also wirklich während meiner Studienzeit gelernt habe:

  • Durchhaltevermögen – wer aufgibt, wenn es schwierig wird, kommt nicht weit
  • mit Frustration umgehen – irgendwann, und das garantiere ich, kommt der Punkt im Leben an dem man einfach nur frustriert ist. Sei es vom Job, vom Studium, von der Beziehung, dann heißt es: Rufe dir deine Motivation und dein Ziel wieder hervor. Versuch dir wirklich vorzustellen, was du willst und stelle dir vor, wie du dich dabei fühlen würdest. Das hilft mir immer sehr.
  • Die richtigen Leute – „Kein Bock, es ist eh alles kacke!“ Diese Leute sollte man ausnahmslos aus seinem Leben eliminieren, denn sie verbreiten nichts als Missmut und mindern nur die eigene positive Einstellung. Wie oft ist es mir passiert, dass ich eigentlich zufrieden war und dann kam irgendein Miesepeter und meinte, was alles schlecht ist und schwuppdiwupp war ich auch unzufrieden. Umgib dich mit Leuten, die dich wirklich mögen, die dir nichts neiden und die wollen, dass du selbst erfolgreich bist und die selbst von ihrer Sache begeistert sind.
  • Ziele haben – das wichtigste für mich ist ein Ziel. Wenn es sich ändert, nicht so schlimm, aber man sollte eines haben, sonst vertrödelt man seine Zeit und weiß nicht, was man machen soll.
  • Niemals ruhen – „Wer rastet, der rostet.“ Dieses alte Sprichwort ist so wahr.
  • Verantwortung – „Jeder ist seines eigenes Glückes Schmied.“ Auch das ist wahr. Ich hätte allen Voraussetzungen gehabt, zu scheitern. Kein Geld, neue Stadt, kein Vitamin B. Es kommt nur auf einen selbst an. Wenn man den Willen besitzt etwas zu machen, dann findet man irgendwie einen Weg. Man braucht nur etwas Geduld. Ich hätte mir zB. nie gedacht, dass ich irgendwann so viel reisen könnte, wie jetzt. Das funktioniert nur durch viel arbeiten. Ganz einfach. Denn nur ich bin für mich verantwortlich und sonst keiner. Wenn ich also etwas erreichen will, dann muss ich mich selbst darum kümmern, dass es funktioniert!

6 Jahre später halte ich jetzt endlich mein Masterzeugnis mit sehr gutem Erfolg in der Hand, obwohl ich teilweise bis zu vier Jobs gleichzeitig hatte UND diesen Blog betrieben habe. Ich hätte mir nie träumen lassen, was ich alles während meines Studiums erlebt habe: Studienaustausch mit Cambridge, Exkursionen nach Istanbul, Zypern, Sizilien uvw. (insgesamt 13 Stück), den Preis als Münchens bester Fotoblog, viele neue Freunde, die sich für die gleiche Sache begeistern wie ich, fachlich interessante Diskussionen und und und. Mit all diesen Dingen hätte ich nie gerechnet, als ich meine Heimatstadt Graz verlassen habe.
Jetzt geht es für mich erst einmal weiter mit dem zweiten Master in Klassischer Archäologie, den ich während Kunstgeschichte begonnen habe und dann kommt die Promotion.
Also Leute, es geht alles – wenn man es nur WIRKLICH will!

Und wer noch Motivation braucht, schaut euch dieses Video an!

5 Gedanken zu „Endlich Master!&8220;

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