Gastbeitrag von Mandana Bender:
Für jeden kunstaffinen Menschen gibt es im Juni einen Place to be, nämlich Basel. Ich hatte dieses Jahr das Glück, Vernissage Karten für die Art Basel zu bekommen und habe daher diese Woche zwei Tage in einer der schönsten Städte der Schweiz verbracht. Direkt nach meiner Ankunft habe ich das Museum für Gegenwartskunst besucht, wo derzeit tolle Arbeiten von Frank Stella und einige Meisterwerke aus der Sammlung des Kunstmuseum Basel gezeigt werden, welches derzeit umgebaut wird.
Danach habe ich die Volta Art Fair, eine der zahlreichen Satellitenmessen, die parallel zur Art Basel stattfinden, besucht. Hier wurde zeitgenössische Kunst von verschiedenen internationalen Künstlern gezeigt. Am besten haben mir die Werke von Peter Krauskopf und Stephan Balkenhol gefallen, die am Stand der Galerie Jochen Hempel ausgestellt waren. Sehr interessant fand ich auch die Werke von Pierre Mabille (Galerie Mindy Solomon Miami), die man verschieden anordnen kann und so quasi mehrere Kunstwerke erhält.
Danach war ich im Architekturmuseum, um die aktuelle Ausstellung des Schweizer Architekten Bernhard Tschumi, der in seinem Bauten sehr innovative Ideen und Konzepte umsetze, anzuschauen. Im Rahmen des Rolls Royce Art Programme zeigte der Videokünstler Isaac Julien in der Elisabethenkirche, fast neben dem Architekturmuseum, sein Werk „Stone against Diamonds“, wo er, inspiriert von den Werken der brasilianischen Architektin Lina Bo Bardi, ihre Architektur in der Natur, unter anderem am Vatnajökull Gletscher in Island, in einem auf zehn Videoscreens laufenden Film zeigt. Gerade durch die Räumlichkeiten der Kirche bekommt der Film einen mystischen Zug und packt den Betrachter.
Abends war ich dann auf einem Empfang von Sotheby’s Zürich eingeladen. Am Mittwoch war ich zunächst in der Fondation Beyeler, um mir neben der aktuellen Gauguin Ausstellung sein Bild „Nafea Fa Ipoipo“, seit Februar das teuerste Bild der Welt, anzusehen, bevor es nach Ende der Ausstellung in private Hände gelangt und für ungewisse Zeit nicht in der Öffentlichkeit zu sehen ist.
Es wurde im Februar für unglaubliche 300 Millionen Dollar, vermutlich an den Scheich von Qatar verkauft, der auch schon im Jahr 2013 Cézannes „Kartenspieler“, im damals teuersten Privatkauf aller Zeiten, erworben hatte. Daran sieht man, dass es im Kunstmarkt, gerade für die Meisterwerke, kaum eine Grenze nach oben gibt. Nachdem ich hier meinen ersten Kunst-Promi, den Kurator Klaus Biesenbach mit Entourage gesehen habe, bin ich weiter in die Marlene Dumas Ausstellung gegangen, die ich auch sehr gut fand, obwohl ich die Werke von Dumas eher düster finde.
Danach habe ich die Messe Design Miami/Basel besucht, die einige spannende Objekte zeigte, die ich mir durchaus in die Wohnung stellen würde. Am besten fand ich hier den Stand des Swarovski Design Awards 2015: In einem abgedunkelten Bereich hingen mit Swarovskikristallen übersäte, dicke Stofffäden, die in ständiger Bewegung waren und dadurch an Quallen erinnerten. Je länger man diesem Spiel zusah, desto mehr hat man sich darin verloren und wie in einer anderen Welt gefühlt.
Dann endlich, die Vernissage der Art Basel. Begonnen habe ich im Bereich Unlimited, der teilweise sehr beeindruckende Werke zeigte, wie etwa die riesige Wandarbeit von Gilbert & George (über Ropac) oder eine drei Räume umfassende Installation von Dan Flavin. Besonders beeindruckend war die Arbeit von Ai Weiwei direkt am Eingang, die extra für die Messe gefertigt wurde: Unzählige Fahrräder wurden aufeinandergestapelt und ergaben so einen großen betretbaren Raum.
Bunte Plastiktüten präsentierte die Galleria Continua mit einer Arbeit von Pascale Marthine Tayou, „Plastic Tree“ von 2014.
Am besten fand ich die Installation von Emilio Vedova: Zahlreiche seiner typischen expressiven Leinwandarbeiten hingen geordnet oder lagen scheinbar wahllos übereinander gestapelt in einem großen Raum. So viele Werke, da könnte man glatt eine Leinwand mitnehmen…
Weiter ging’s in die zwei Haupthallen, wo soviel los war, dass man gar nicht in Ruhe die vielen tollen Werke anschauen konnte und oft auch daran vorbei lief. Mir ist aufgefallen, dass sehr viele Werke von Picasso ausgestellt waren, wohl aufgrund der Christie’s Auktion im Mai 2015, die sein Werk „Femmes d’Alger“ (Version O) zum teuersten versteigerten Werk aller Zeiten machte. Ein Schnäppchen… Auch die üblichen Namen wie Jeff Koons, Gerhard Richter, Francis Bacon und die Klassiker wie Chagall, Schiele, Ernst oder Kandinsky waren natürlich vertreten. Der ZERO Boom aus 2014 ging immernoch weiter, viele Nagelbilder von Uecker und natürlich meinen persönlicher Liebling Fontana konnte man an den verschiedenen Ständen sehen. München war sehr gut, unter anderem mit den Galerien Klüser und einer großen Installation von Joseph Beuys, der Galerie Schöttle mit tollen Werken von Karin Kneffel, Thomas Ruff und Thomas Struth, der Galerie Thomas mit tollen Klassikern wie Münter oder Chagall und die Galerie Daniel Blau – natürlich mit schönen Baselitz Arbeiten- vertreten.
Auch die großen Namen wie Gagosian (mit einem riesigen Jeff Koons), Hauser&Wirth oder Sprüth Magers waren mit beeindruckenden Arbeiten vertreten.
Die Berliner Galerienszene war auch sehr stark vertreten, hierbei fand ich die Werke von N.Dash (bei Mehdi Chouakri), die ich auch schon im Mai am Gallery Weekend sehen konnte, neben den tollen Arbeiten bei Johann König am besten.
In der Wiener Galerie nächst St. Stephan, eine der renommiertesten österreichischen Galerien, fand ich neben den tollen „Pfützen“ von Daniel Knorr eine wunderschöne Arbeit von Katharina Grosse, die derzeit neben meiner Lieblingskünstlerin Tracy Emin, die mit einer ihren Neonarbeiten bei Xavier Hufkens vertreten ist, zu meinen Favoriten gehört.
Da ich nur einen Nachmittag dort war, konnte ich lediglich einen kurzen Blick auf die Werke werfen, aber konnte dabei feststellen, dass Werke in Museumsqualität angeboten werden und in sehr gutem Zustand sind. Mir ist aufgefallen, dass sehr viele Künstler vertreten sind, die auf den großen Frühjahrsauktionen erfolgreich abgeschnitten haben und/ oder derzeit große Ausstellungen haben.
Die Art Basel 2015 ist ab Donnerstag, den 17.6. bis 21.6. für jedermann zugänglich. Außerdem ist Basel selbst immer einen Kurztrip wert.