The Floating Piers

Gastbeitrag von Mandana Bender:

Für die letzten zwei Wochen war der sonst eher als Produktionsstätte der wunderschönen Riva Boote bekannte Iseosee, der zwischen Comer See und Gardasee liegt, Schauplatz eines beeindruckenden Projekts des Künstlers Christo: The Floating Piers.
Christo schaffte hierzu über 3 km lange Stege aus etwa 200.000 komplett recyclebaren Kunststoffkuben, die mit safrangelben Nylonstoff überzogen sind und eine Breite von etwa 16 Metern haben, sodass man bequem darauf gehen kann.
Als ich im Winter hörte, dass Christo dieses Projekt plant, stand für mich fest, dass ich es unbedingt sehen musste. Bei den „Floating Piers“ besteht zudem die Besonderheit, dass der Betrachter durch das Betreten der Piers zum Mitwirkenden wird, was es dadurch besonders und einmalig macht.

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Somit fuhr ich dieses Wochenende, dem letzten, an dem es die Möglichkeit gab, die Floating Piers zu sehen, nach Norditalien.
Im Vorfeld hatte ich schon gehört, dass unerwartet viele Menschen das Projekt besuchten. Daher gab es lange Warteschlangen für den Einlass, der übrigens kostenfrei und fast rund um die Uhr möglich war.
Ich hatte den Tipp bekommen, die Piers nicht über den Hauptzugang auf der Ostseite des Sees bei Sulzano zu betreten, sondern über die Westseite per Fähre, weil da nicht soviel los sei, was ich bestätigen konnte. Endlich auf der Fähre, sah ich nach kurzer Zeit die in der Sonne leuchtenden Stege zwischen den Inseln Monte Isola und San Paolo. San Paolo ist im Privatbesitz der Familie Beretta, die maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Christo sein Projekt überhaupt in recht kurzer Zeit verwirklichen konnte, während Monte Isola die größte bewohnte Insel eines europäischen Sees ist.

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Dann legte die Fähre an und es konnte losgehen! Anfangs ein wenig wackelig, bekam ich aber nach wenigen Schritten tatsächlich das Gefühl, auf dem See zu schweben, was umso stärker wurde, je weiter man sich auf den See hinaus bewegte. Um das völlige „Schwebe“-Gefühl zu bekommen, sollte man barfuß über die Stege laufen. Der Nylonstoff fühlte sich sehr weich an und war erstaunlich sauber. Dadurch, dass man sich mitten auf dem See befand, schien es, als ob die safranfarbenen Stege den gegangenen Weg nachzeichneten.

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Die Farbe des Stoffes changierte in verschiedenen Farbnuancen, je nachdem wie die Sonne darauf schien. An den Rändern waren die Kuben leicht abgeschrägt, und immer wenn ein Boot vorbeifuhr, schwappten die Wellen auf die Stege und bewirkten, dass sich diese bewegten.

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Unzählige Leute waren auf den Stegen unterwegs, sodass man darauf achten musste, wo man hinlief, aber es hat sich insgesamt gut verteilt. Besonders gut gefiel mir der Bereich um die Insel San Paolo, wo sich auch der einzig schattige Bereich befand.
Dort geschah auch etwas, dass mich wirklich sehr beeindruckt hat, was mir selten passiert:
Auf einmal ging ein Raunen durch die Menschenmenge, die Leute blieben stehen, und man sah ein Boot, dass an einen Fischkutter erinnerte und sich der Insel näherte. Je näher das Boot an die Piers kam, desto lauter wurden die „Bravo“-Rufe und das Klatschen der Menschen: Auf dem Boot war nämlich Christo selbst! Er fährt mehrmals täglich mit seiner Crew die Strecke der Piers ab. Ich habe ihm gewunken und bin überzeugt, dass er mir zurückgewunken hat (ok, vielleicht auch noch den 300 anderen Leuten hinter mir, aber ich hatte meinen Moment !!!). Die Stimmung war einmalig und man konnte die Bewunderung der Leute für den Künstler richtig spüren, auch ich war begeistert.

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Da so viele Menschen unterwegs waren, bin ich nicht bis zum Festland nach Sulzano über den dritten Pier gelaufen, stattdessen bin ich auf einen Aussichtspunkt in der Nähe der Fähranlegestelle auf der Monte Isola gegangen. Dort hatte ich einen tollen Überblick über die beiden Hauptstege, die sich zusammen mit dem kleinen Wegstück auf der Insel zu einem Dreieck verbanden. Die Menschen auf den Stegen sahen von oben aus wie kleine Ameisen, die sich ihren Weg auf den Stegen bahnten.

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Christo selbst wollte, dass man das Werk aus verschiedenen Perspektiven rund um den See herum wahrnehmen sollte, um es komplett zu erfahren und immer neue Blickwinkel zu erhalten.
Ich denke auch, dass das Warten auf den Zugang zu den Piers Teil der Erfahrung des Werks war, was sich dadurch bestärkt, dass das Projekt nur auf zwei Wochen angelegt ist. Dies ist angesichts der langen Vorbereitung von über zwei Jahren und des Aufbaus von etwa drei Monaten eine relativ kurze Zeit und ist für den Besucher daher wahrlich eine „Once in a Lifetime“ Erfahrung.

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Mit den „Floating Piers“ hat Christo ein Projekt verwirklicht, dass über 1,2 Mio. Menschen aus aller Welt (erwartet waren für den gesamten Zeitraum etwa 750.000 Menschen) auf eine sanfte und besondere Weise durch die Kunst zusammenbrachte.
Auch ich bin stolz, ein Teil davon gewesen zu sein, und habe als Erinnerung ein Stück des Nylonstoffes, mit dem die Piers bezogen waren, erhalten, was mich immer an das tolle Projekt erinnern wird.

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2 Gedanken zu „The Floating Piers&8220;

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